Warum sind Diabetikerprodukte immer noch in unseren Supermärkten zu finden?
Schon seit einigen Jahren arbeiten wir Diätologen erpicht daran, unsere Diabetespatienten darüber aufzuklären, warum im Speziellen keine Diabetikerprodukte gekauft werden sollen. Zusammenfassend können die Inhaltstoffe bestehend aus Fruchtzucker (Fructose), Sorbit als ein Polyalkohol und einem höheren Fettanteil nur als negativ beurteilt werden. Es wird nicht nur genauso einen Blutzuckeranstieg verursacht wie bei normalen Produkten, sondern es sind auch noch mehr Kilokalorien enthalten, was eine Gewichtszunahme fördert, Verdauungsproblematiken können entstehen und zusätzlich sind Diabetikerprodukte auch noch teurer.
Trotzdem ist ein reichliches Angebot an diesen, zu Verwirrungen führenden Lebensmitteln, immer noch am Markt. Deshalb stellen sich viele die Frage, warum ist das so und weshalb wurden diese Fett- und Fruchtzuckerbomben überhaupt zum Verkauf gebracht!?
Die Antwort ist einfach: nachdem der Diabetes Mellitus Typ2 aufgrund von steigendem Übergewicht, falscher Ernährung und zu wenig Bewegung, in den letzten Jahren immer mehr zur Volkskrankheit Nummer 1 wurde, suchten Firmen und Supermärkte nach einem gewinnversprechenden Konzept, speziell für diese Verbrauchergruppe. Es sollen Lebensmittel nur für Diabetiker verkauft werden, welche Genuss versprechen, trotz eines geringeren Zuckeranteils. Nach Schätzungen des Diätverbandes machte die Branche im Jahre 2009 einen Umsatz von 138 Millionen Euro, nur mit dem Verkauf von Diabetikerprodukten.
Um den Zuckergehalt in diesen Diätprodukten zu reduzieren wurde einfacher Haushaltszucker (Saccharose) durch Fruchtzucker ersetzt da dieser lange Zeit als günstig betrachtet wurde, um den Blutzucker langsamer ansteigen zu lassen. Vor allem die Kombination aus Fructose und dem Polyalkohol Sorbit, führt zu Verdauungsproblemen wie Blähungen und Durchfall.
Das Fett als weiterer kalorienversprechender Inhaltsstoff in Diabetikerprodukten, ist im Vergleich zu den Normalen, nicht Diätprodukten vermehrt vorhanden.
Diese negative Erkenntnis ist schon seit einigen Jahren bekannt, deshalb gibt es viele Bemühungen Diätprodukte vom Markt zu nehmen und somit die Kunden nicht noch weiterhin zu verwirren. Deutschland konnte schon im Jahr 2010 Erfolge verzeichnen und Produkte durften nicht mehr als „für Diabetiker geeignet“ beschriften werden. Seit 2012 gilt das Gesetz keine Diabetikerprodukte mehr am Markt verkaufen zu dürfen.
In Österreich ist die Österreichische Diabetes Gesellschaft schon seit einigen Jahren bestrebt die Diabetikerprodukte aus den Geschäften zu verbannen. Nach offizieller Aufklärung durch einen Sprecher des Gesundheitsministeriums soll das Verbot im Rahmen einer europäischen Regelung erfolgen, im Moment jedoch besteht noch keine gesetzliche Regelung der Abschaffung dieser Lebensmittel.
Eine so genannte „Diabetikerdiät“ gibt es nicht! Vielmehr sollte jeder seine Lebensmittelauswahl als ausgewogene Mischkost, nach den Richtlinien der gesunden Ernährung treffen.
März 2014 | Melchart Manuela, Diätologin
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